„Regeln, Rituale, Strukturen, Grenzen“

Dennis Worttmann, 33 Jahre, ist Erzieher in der Evangelischen Kindertagesstätte Christuskirche in Kassel.

 

„Eigentlich wollte ich ja mit Jugendlichen arbeiten. Das hatte ich in meiner eigenen Schulzeit schon ehrenamtlich getan, und später eine Ausbildung zum Jugendreferenten am CVJM-Kolleg in Kassel absolviert. Diese qualifizierte mich auch zum staatlich anerkannten Erzieher. Dann bekam meine Frau eine Festanstellung im Landkreis Kassel, und ich sah mich hier nach Arbeitsmöglichkeiten um. Im Bereich Jugendarbeit waren Stellenangebote Mangelware, aber Kindertagesstätten suchten immer Mitarbeiter. So begann ich mit kleineren Kindern zu arbeiten und lernte dies zu schätzen. Zur Christuskirche in Kassel hatte ich einen persönlichen Bezug – und als ich erfuhr, dass die Gemeinde-Kita einen Erzieher sucht, reizte mich diese Stelle sehr. Ich bewarb mich, wurde eingestellt und bin dort seit zweieinhalb Jahren sehr zufrieden.

 

Von wegen immer spielen!

Das altmodische Bild eines „Kindergärtners“, der die Kinder „bespielt“, trifft nicht einmal ansatzweise das, was wir tun. In unsere täglich von sieben bis 17 Uhr geöffnete Einrichtung kommen Kinder im Alter von eins bis sechs. Unsere Aufgabe ist es, die Eltern in der Erziehung grundlegend zu unterstützen und diese mitzutragen. Wir vermitteln den Kindern nicht nur elementare Grundlagen, sondern auch Regeln, Rituale, Strukturen und Grenzen. Wir organisieren und gestalten Feste. Wir leiten Auszubildende an. Und wir nehmen den religionspädagogischen Auftrag ernst und bringen den Kindern den christlichen Glauben nah.

Die Kinder, mit denen wir arbeiten, sind noch sehr jung. Da sie über mehrere Jahre viel Zeit mit uns verbringen, haben wir eine Vorbildfunktion. Natürlich wünsche ich mir, dass sie aus dieser Zeit etwas mitnehmen, das sie im Leben weiterbringt.

 

Offener Umgang in der Ausbildung

An meine Ausbildung hatte ich schon hohe Erwartungen. Ich war ja schon mehrere Jahre in der Jugendarbeit tätig gewesen und wollte meine Fachkompetenz durch den Unterricht und die Praktika erweitern und festigen. Das gelang mir auch.

Die Dozenten schulten uns darin, das eigene Denken und Handeln auch mal in Frage zu stellen und die Praktika gaben mir die Möglichkeit, Erlerntes in die Tat umzusetzen. Das Gute: Fehler wurden offen angesprochen. Wir wussten immer, wo unsere eigenen Stärken und Schwächen lagen und konnten an uns arbeiten.

Im Anerkennungsjahr arbeitete ich in einer Kinder- und Jugendwohngruppe. Dort bin ich durchaus auch mal an meine Grenzen gestoßen, habe aber auch gelernt, Verantwortung für andere zu übernehmen. Insgesamt bin ich gestärkt aus der Ausbildung gegangen und freute mich auf die Arbeit mit anderen Menschen.

Nach dem Examen arbeitete ich dann jeweils ein Jahr in einem Hort und ein Jahr in einem Kindergarten. Ich lernte dabei viel über Elementarpädagogik, aber auch viel darüber, wie man als Team gut zusammen arbeitet. Beides hat mich enorm weitergebracht, und ich kann meine Erfahrungen sehr gut in meiner heutigen Arbeit in der Kindertagesstätte Christuskirche anwenden.“