„Ich suche Worte für das Unsagbare“

Tobias Heymann ist angehender Pfarrer und absolviert sein Vikariat in Kassel.

 

„Mein Traumberuf war Schiffsbauingenieur. Nun werde ich Pfarrer. Ich mache gerade mein Vikariat im Kasseler Stadtteil Harleshausen. Das ist so etwas wie der Prenzlauer Berg von Kassel. Ich lebe hier mit Frau – auch Vikarin – und Tochter, zwischen Playmobiltreckern und natürlich im Altbau… Latte Macchiato aber kann ich nicht leiden. Kleine Milieuinkonsistenz. Warum also Theologie? Kirche ist für mich eine Heimat. Und ich bin neugierig auf die Geschichten anderer Menschen. Diesen zuzuhören ist wie in einem guten Roman zu lesen – hier kann ich das jeden Tag. Für ein Ingenieursstudium wäre ich wohl ohnehin zu faul gewesen. Und die Schiffe? Naja, die sehen heute auch alle gleich aus. Fast wie die Gottesdienste am Sonntag... Die fand und finde ich übrigens oft langweilig. Das will ich anders machen.

 

Alle sozialen Schichten im Konfi-Unterricht

Ich will gestalten. Und soviel ich weiß, ist die Kirche die einzige NGO, die sich an die ganze Gesellschaft richtet, und die zudem auf der ganzen Welt präsent ist, in unterschiedlichen Ausprägungen. Die Kirche ist für mich eine Spielerin im Sozialraum, die viel bewegen kann. Ich will vermitteln zwischen verschiedensten Gruppen. Im Konfirmandenunterricht kommen sie noch zusammen, die Jugendlichen aus der Ober- und Unterschicht. Was für eine Chance! Beerdigungen mache ich auch sehr gerne, denn da darf ich Worte für das Unsagbare finden und den Menschen ganz nah sein. Außerdem ist es toll, dass mir zugehört wird, wenn ich auf der Kanzel stehe….“