Vikariat

Mein Wunsch:

Im
Pfarramt
gut anfangen

Ich mache Vikariat.

Vikar*innen machen Religion zum Beruf

Das Vikariat ermöglicht dir als Absolvent*in eines Studiums der Evangelischen Theologie oder als Quereinsteiger*in, gut im Pfarrberuf zu starten. Mit diesem Beruf sind viele sinnstiftende Aufgaben verbunden. Durch den dauerhaften Wandel in Gesellschaft, Religion und Kirche bleibt es spannend und herausfordernd. Deshalb wirst du auch nicht auf einen Beruf mit feststehenden Aufgaben und Tätigkeiten ausgebildet. Vielmehr geht es darum, dir elementare Grundvollzüge zu erschließen, Transferdenken einzuüben und eine Haltung aufzubauen, die es dir ermöglicht, flexibel zu handeln.

Als Vikar*in wirst du drauf vorbereitet, Pfarrer*in einer Kirchengemeinde zu sein. Die Ausbildung umfasst jedoch mehr, da Pfarrer*innen auch in anderen Praxisfeldern tätig werden, beispielsweise in Bildungseinrichtungen oder Institutionen wie Kliniken und Gefängnissen.

Das bringst Du mit: Voraussetzungen, um das Vikariat zu beginnen

Ein akademisches Studium ist Voraussetzung für die Bewerbung für das Vikariat. Ebenso die Mitgliedschaft in der evangelischen Kirche und das Aufnahmegespräch mit der Ausbildungsreferentin. Nähere Infos sind im Merkblatt zusammengestellt.

So geht es los: Der Beginn als Vikar*in

Das Vikariat beginnt in jedem Jahr jeweils am 1. September. Bis dahin ist jedoch schon viel passiert.

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Im Gespräch mit der Ausbildungsreferentin sind Erwartungen und Wünsche im Blick auf die Ausbildungsgemeinde zur Sprache gekommen. Die Landeskirche beruft für dich eine/n Pfarrmentor*in, die oder der dich im Praxisfeld einer Kirchengemeinde begleitet und coacht. Bei Bedarf bietet die Landeskirche einen Termin mit einer Talarschneiderin an, damit du bereits zu Vikariatsbeginn deine eigene Dienstkleidung hast. In der Regel suchst du vor Beginn des Vikariats eine passende Wohnung in der Ausbildungsgemeinde. Oft sind Kirchengemeinden bei der Suche behilflich. Zuschüsse seitens der Landeskirche gibt es auf Antrag für Kinderbetreuung für die Dauer der Kurszeiten im Studienseminar, für die Miete und den Talar.

Das ist uns wichtig: Die konzeptionellen Grundentscheidungen

Das Vikariat ist zugleich elementar und flexibel.

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Das Vikariat ist elementar, indem es sich auf drei Grundformen religiöser Kommunikation konzentriert: Feiern, Helfen zum Leben und Lehren und Lernen. Es fördert exemplarisches Arbeiten und nimmt Abstand von dem Anspruch, in dieser Phase müsse alles erlernt werden, was man für den Pfarrberuf braucht. Das Vikariat ist zudem flexibel. Die Ausbildungsstruktur enthält offene Phasen, in denen individuelle Vorhaben und Schwerpunkte bearbeitet werden können. Flexibel ist es aber auch darin, dass es zu situativer Flexibilität im Beruf ausbildet.

Trotz dieser Flexibilität ist das Vikariat klar strukturiert. Es gliedert sich in die Basisphase, in der Grundvollzüge elementar und häufig auch gemeinsam in der Kursgruppe erschlossen werden. Dann folgt die Erweiterungsphase, in der du individuellen Anliegen, Vorhaben und Projekten nachgehen wirst und dir eigene Strukturen für Zusammenarbeiten aufbaust.

Die Basisphase ist auf die drei Grundformen religiöser Kommunikation bezogen. In dieser Phase werden Wahrnehmen, Deuten und Reflektieren als zentrale Kompetenzen mit Bezug auf Praxisanforderungen vermittelt. Was einem wie selbstverständlich erscheinen mag, zeigt sich in der Berufsrolle als Pfarrer*in plötzlich neu und anders. Du probierst aus und bedenkst, was es für dich und deinen Beruf bedeutet, wenn du beispielsweise eine Traupredigt hältst („Feiern“), bei einer sozialen Initiative in deinem Stadtteil mitwirkst („Helfen zum Leben“) oder mit deinen Konfis ein Projekt zum Thema Klimawandel entwickelst („Lehren und Lernen“). Dies erlernst du in der Ausbildungsgemeinde, in anderen Formen oder Einrichtungen kirchlicher oder diakonischer Arbeit, im Schulpraktikum sowie im Studienseminar gemeinsam mit anderen Vikarinnen und Vikaren.

In der Erweiterungsphase hast du die Aufgabe, in jedem der drei Grundformen ein eigenes Vorhaben zu planen, zu organisieren, durchzuführen und auszuwerten. Dabei kann es sich um Erweiterungen oder Vertiefungen handeln. Das besprichst du mit der/m Studienleiter*in, die/der im Studienseminar für die regelmäßige Begleitung deiner Lernprozesse zuständig ist. Du selbst führst ein Lernjournal, das in einem E-Portal für dich angelegt ist, und erhältst darauf in vorgesehenen Abständen qualifizierte Rückmeldungen.

Weil das Konzept davon ausgeht, dass die Fähigkeit, das eigene Handeln zu reflektieren, eine zentrale Ressource für die Gestaltung des eigenen Berufs darstellt, ist dies ein wesentlicher Teil deiner Prüfungsleistungen in der Ausbildung. Die Prüfungen bestehen aus Kolloquien zu den drei kommunikativen Grundformen und einem Essay mit pastoraltheologischem Schwerpunkt als einer zentralen beruflichen Querschnittsaufgabe. Nicht primär Wissen, vielmehr die Fähigkeit, die eigenen Lernprozess kritisch mit Bezug auf den Beruf und die eigenen Werkstücke zu bedenken, ist somit der Fokus des 2. Theologischen Examens.

Hier bist du tätig: Die Ausbildungsorte

Eine Ausbildung, die in die offene Gesellschaft hinein wirksam ist, erfordert es, dass du dich in deinem Beruf auf die Gesamtheit der gesellschaftlichen und kulturellen Wirklichkeit beziehst. Das ist immer exemplarisch.

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Begleitprogramm

Du lebst und arbeitest im Kontext einer Kirchengemeinde. Sie ist derzeit eines der Hauptarbeitsgebiete von Pfarrer*innen. Hier lernst du die Erwartungen der Institution Kirche und der Menschen kennen und unternimmst erste Schritte in Predigt und Gespräch.

Ein zweites religiöses Praxisfeld, das im Curriculum verbindlich vorgesehen ist, ist die Schule. Mit dem bestandenen Zweiten Theologischen Examen ist die Lehrbefähigung im Fach Religionsunterricht bis zum Abitur ausgesprochen („Fakultas“). In der Schule werden elementare Fertigkeiten im Bereich des Lehrens und Lernens sowie der Beobachtung und Deutung religiöser Kommunikation erworben, die auch in vielen anderen Bereichen der pastoralen Tätigkeit hilfreich sind und Anwendung finden.

Das Evangelische Studienseminar ist der Lernort, der in besonderer Weise von der Ausbildung für den Pfarrberuf geprägt ist. In 4x10 Tagen wirst du hier auf der Grundlage deiner Erfahrungen in der Ausbildung, in Auseinandersetzung mit aktuellen fachwissenschaftlichen Diskursen sowie im Austausch mit Kolleg*innen Fragen der eigenen Berufsrolle sowie der Kirchentheorie bearbeiten. Du übst dich in öffentlichen Auftrittssituationen durch die Arbeit an Stimme, Sprechen und Auftritt.

In der zweiten Hälfte des Vikariats zeigt sich deine Kompetenz auch darin, dass du dir die Orte, an denen du deine Vorhaben bearbeitest, selbst erschließt. Neben deiner/m Pfarrmentor*in sowie der/m Studienleiter*in unterstützen dich dabei bei Bedarf die Fachstellen der Landeskirche.

Ein besonderer Ort: Das Evangelische Studienseminar in Hofgeismar

Mit dem sehr schön in einem Park gelegenen Campus sind sehr gute Rahmenbedingungen für die Ausbildung im Seminar gegeben. In Kursgruppen werden die Erfahrungen mit anderen Vikarinnen und Vikaren gemeinsam ausgewertet. Pastoraltheologie und Kirchentheorie bilden deutliche Schwerpunkte. Spezifisch für die Arbeit in Hofgeismar ist, dass Aus- und Fortbildung sowie Beratungstätigkeiten für sehr unterschiedliche Zielgruppen unter einem Dach zusammenarbeiten. Interprofessionalität sowie Kommunikation und Präsentation sind Querschnittsarbeitsbereiche des Seminars. An diesen Themen arbeitest du in allen Phasen deines Vikariats weiter.

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In den Ausbildungskursen wird überwiegend in Ateliers, Werkstätten und Laboratorien gearbeitet. Methoden der empirischen Theologie für den pastoralen Berufsalltag zu erschließen gehört ebenso dazu wie fachwissenschaftliche Inputs, kirchenmusikalische Arbeitseinheiten und selbstorganisierte Arbeit in Tandems und Kleingruppen.

Stimme, Sprechen und Auftritt als Grundbedingungen für eine angemessene öffentliche Rede werden eigens weiterentwickelt. Vier Kurse im Umfang von zehn Tagen ermöglichen, exemplarisch auch in der Zusammenarbeit mit anderen kirchlichen Berufsgruppen Fragen zu bedenken und Anforderungssituationen zu bearbeiten. Lernprozessbegleitung und Supervision kommen als wichtige Bausteine der Ausbildungszeiten in Hofgeismar hinzu. Das Studienseminar versteht sich selbst als kirchlicher Ort; deshalb werden hier regelmäßig – und auch in Verantwortung von Vikar*innen – Andachten und Gottesdienste gefeiert. Zur Ausbildung gehört es, in einer eigens dafür vorgesehenen Woche Formen der eigenen Spiritualität zu entdecken und weiterzuentwickeln.

Die Lebenssituation in Hofgeismar ist so gestaltet, dass du den Aufgaben und Anforderungen der Ausbildung gut nachkommen kannst. Dazu gehört eine weitreichende familienfreundliche Ausstattung sowie die Möglichkeit, Familienangehörige mit unterzubringen bzw. bei der Suche nach einer externen Kinderbetreuung unterstützt zu werden.

Arbeiten mit Anderen: Kooperationspartner

Die Fähigkeit, mit Anderen zusammenzuarbeiten, wird in Zeiten, in denen Arbeit beweglicher, unübersichtlicher und uneindeutiger ist, zunehmend wichtig: Sie spielt mehrere Perspektiven ein, um eine Aufgabe möglichst gut zu lösen. Im Vikariat erprobst du dich von Beginn an darin, in Netzwerken zu arbeiten.

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Die Ausbildung im Vikariat in Kurhessen-Waldeck ist weit in die Strukturen der Landeskirche und darüber hinaus vernetzt: Die hohe spezifische Fachlichkeit des Religionspädagogischen Instituts in Marburg, des Pastoralpsychologischen Dienstes in den Sprengeln sowie der Arbeitsstellen Gottesdienst bzw. Kirche mit Familien und Kindern sichern die Qualität der Ausbildung in den Basisphasen in der ersten Hälfte des Vikariats. Zahlreiche Fachstellen der Landeskirche wie etwa das Zentrum Oekumene in Frankfurt, der Hochschulstandort Schwalmstadt-Treysa oder das Referat Erwachsenenbildung im Landeskirchenamt unterstützen Vikar*innen dabei, ihre Anforderungen zu bearbeiten und zu reflektieren. Das Studienseminar Hofgeismar führt regelmäßige Konsultationen durch, um über die konzeptionelle Weiterarbeit im Bereich Ausbildung aktuell im Gespräch zu sein.

Ein Doppelpunkt: Der Abschluss des Vikariats

Das Vikariat endet im Regelfall nach 21 Monaten mit dem Zweiten Theologischen Examen.

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Das Zweite Theologische Examen besteht aus der fristgerechten erfolgreichen Abgabe formativer Leistungsnachweise sowie summativer Teilprüfungen im bzw. am Ende des Vikariats. Näheres regelt ein Kirchengesetz. Nach bestandenem Zweiten Theologischen Examen kannst du einen Antrag auf Übernahme in den Pfarrdienst der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck stellen. Im Regelfall werden alle Absolvent*innen eines Jahrgangs, die in den Pfarrdienst übernommen werden, in einem gemeinsamen Gottesdienst mit der öffentlichen Wortverkündigung und Verwaltung der Sakramente beauftragt. Die Ordination findet üblicherweise am letzten Sonntag im Mai statt, die Übernahme in den Pfarrdienst erfolgt in der Regel zum 1. Juni des Jahres.

Perspektiven: Viele spannende Wege

Nach dem Vikariat und dem Zweiten Theologischen Examen vermittelt die Kirche dir nach der Übernahme eine Pfarrstelle für den Probedienst. Derzeit haben Pfarrer*innen sehr gute Chancen, unbefristet eingestellt zu werden. Obwohl insgesamt Pfarrstellen bedingt durch den Strukturwandel der Kirche abgebaut werden, wird es in den nächsten Jahren viele freie Stellen geben. Bewerbungen sind herzlich willkommen! Pfarrer*innen arbeiten in der Regel im Beamtenstatus und verdienen in etwa so viel wie Lehrer*innen am Gymnasium in Höhe von A 13 der Bundesbesoldung; nach 13 Dienstjahren findet eine automatische Durchstufung nach A 14 statt. Die für den Pfarrberuf erforderlichen Fortbildungen und Supervisionen werden von der Landeskirche in der Regel kostenfrei vorgehalten.

Auf einen Blick:

 

Im Vikariat setzt du dich zu grundlegenden Erwartungen an den Pfarrberuf ins Verhältnis. Du lernst, zentrale Anforderungen in den Grundsituationen Predigt, Unterricht und Gespräch reflektiert zu gestalten und erweiterst die erworbenen Kenntnisse exemplarisch.

Das Vikariat dauert 21 Monate, findet in unterschiedlichen – zum Teil selbstorganisierten – religiösen Praxisfeldern statt und setzt berufslebenslanges Lernen voraus.

Ansprechpartner*innen

Prof. Dr. Regina Sommer

Pfarrerin, Ausbildungsreferentin

Prof. Dr. Lutz Friedrichs

Direktor des Evangelischen Studienseminars

Direktor des Evangelischen Studienseminars

Maike Westhelle

Studienleiterin am Evangelischen Studienseminar

Kathrin Wittich-jung

Studienleiterin am Evangelischen Studienseminar

Andrea Maurer

Sekretariat des Studienseminars

Sekretariat des Studienseminars