Das Vikariat ist elementar, indem es sich auf drei Grundformen religiöser Kommunikation konzentriert: Feiern, Helfen zum Leben und Lehren und Lernen. Es fördert exemplarisches Arbeiten und nimmt Abstand von dem Anspruch, in dieser Phase müsse alles erlernt werden, was man für den Pfarrberuf braucht. Das Vikariat ist zudem flexibel. Die Ausbildungsstruktur enthält offene Phasen, in denen individuelle Vorhaben und Schwerpunkte bearbeitet werden können. Flexibel ist es aber auch darin, dass es zu situativer Flexibilität im Beruf ausbildet.
Trotz dieser Flexibilität ist das Vikariat klar strukturiert. Es gliedert sich in die Basisphase, in der Grundvollzüge elementar und häufig auch gemeinsam in der Kursgruppe erschlossen werden. Dann folgt die Erweiterungsphase, in der du individuellen Anliegen, Vorhaben und Projekten nachgehen wirst und dir eigene Strukturen für Zusammenarbeiten aufbaust.
Die Basisphase ist auf die drei Grundformen religiöser Kommunikation bezogen. In dieser Phase werden Wahrnehmen, Deuten und Reflektieren als zentrale Kompetenzen mit Bezug auf Praxisanforderungen vermittelt. Was einem wie selbstverständlich erscheinen mag, zeigt sich in der Berufsrolle als Pfarrer*in plötzlich neu und anders. Du probierst aus und bedenkst, was es für dich und deinen Beruf bedeutet, wenn du beispielsweise eine Traupredigt hältst („Feiern“), bei einer sozialen Initiative in deinem Stadtteil mitwirkst („Helfen zum Leben“) oder mit deinen Konfis ein Projekt zum Thema Klimawandel entwickelst („Lehren und Lernen“). Dies erlernst du in der Ausbildungsgemeinde, in anderen Formen oder Einrichtungen kirchlicher oder diakonischer Arbeit, im Schulpraktikum sowie im Studienseminar gemeinsam mit anderen Vikarinnen und Vikaren.
In der Erweiterungsphase hast du die Aufgabe, in jedem der drei Grundformen ein eigenes Vorhaben zu planen, zu organisieren, durchzuführen und auszuwerten. Dabei kann es sich um Erweiterungen oder Vertiefungen handeln. Das besprichst du mit der/m Studienleiter*in, die/der im Studienseminar für die regelmäßige Begleitung deiner Lernprozesse zuständig ist. Du selbst führst ein Lernjournal, das in einem E-Portal für dich angelegt ist, und erhältst darauf in vorgesehenen Abständen qualifizierte Rückmeldungen.
Weil das Konzept davon ausgeht, dass die Fähigkeit, das eigene Handeln zu reflektieren, eine zentrale Ressource für die Gestaltung des eigenen Berufs darstellt, ist dies ein wesentlicher Teil deiner Prüfungsleistungen in der Ausbildung. Die Prüfungen bestehen aus Kolloquien zu den drei kommunikativen Grundformen und einem Essay mit pastoraltheologischem Schwerpunkt als einer zentralen beruflichen Querschnittsaufgabe. Nicht primär Wissen, vielmehr die Fähigkeit, die eigenen Lernprozess kritisch mit Bezug auf den Beruf und die eigenen Werkstücke zu bedenken, ist somit der Fokus des 2. Theologischen Examens.